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Russland steht ein längerer Partisanenkrieg bevor Anschlag auf Spezialeinheit bei Grosny ernüchtert russische Öffentlichkeit - Überfall offenbart mangelhafte militärische Strukturen Von Manfred Quiring Moskau - Trauer in Sergijew Possad: Heute werden in der Klosterstadt bei Moskau die sterblichen Überreste von 16 Angehörigen der Spezialtruppe des Innenministeriums, Omon, beigesetzt. Sie gehören zu den insgesamt 37 Toten einer Omon-Hundertschaft, die am Donnerstag unweit der tschetschenischen Hauptstadt Grosny in einen Hinterhalt geraten waren. Im so genannten befreiten Gebiet, praktisch unter den Augen der russischen Truppen, war es einer Gruppe tschetschenischer Kämpfer gelungen, die tödliche Falle zu stellen. Mit diesem blutigen Zwischenfall, "eines der tragischsten Ereignisse des Tschetschenien-Krieges", wie eine Moskauer Zeitung anmerkte, hat in Tschetschenien das begonnen, was Tschetscheniens Präsident Aslan Maschadow bereits angekündigt und wovor russische Militärexperten gewarnt hatten: der Partisanenkrieg. Und so ein Krieg, das hätten Erfahrungen weltweit gezeigt, sei "nicht zu gewinnen", schrieb die Zeitung "Kommersant" in ihrer Wochenendausgabe. Wie zur Bestätigung wurden am Wochenende erneut Überfalle im Hinterland der Truppen gemeldet. Der von Interimspräsident Wladimir Putin bereits in der vergangenen Woche ausgerufene "Sieg" hat sich damit ebenso als Fiktion erwiesen wie die angebliche Kontrolle über den größten Teil des tschetschenischen Territoriums. "Buchstäblich 150 Meter von einem befestigten Posten entfernt", wie die "Iswestija" berichtete, hatten sich die "Bojewiki" in aller Ruhe eingegraben, Minenwerfer und schwere Maschinengewehre in Stellung gebracht. Wie, so fragte das Blatt, konnte es geschehen, dass die Tschetschenen ihren Angriff von Positionen vortrugen, die längst als von russischen Truppen eingenommen gemeldet worden waren? Schlaglichtartig wurde das Chaos in der Abstimmung zwischen den einzelnen Waffengattungen und Truppenteilen erhellt, über das Insider schon oft berichtet hatten. Wie Moskauer Zeitungen unter Berufung auf Informationen des Innenministeriums schrieben, habe das Gefecht geschlagene fünf Stunden gedauert. Erst dann sei Verstärkung herangeführt worden. Dabei liegt das von russischen Truppen besetzte Grosny nur fünf Kilometer vom Ort des Zwischenfalls entfernt. General Wladimir Schamanow, der Kommandeur der Westgruppe der Nordkaukasus-Streitkräfte, erging sich dennoch in vollmundigen Erklärungen. Von einem Partisanenkrieg "kann keine Rede sein", zitierte ihn die Nachrichtenagentur Interfax. Der russische Parlamentspräsident Gennadi Selesnjow bewies mehr Realitätssinn. "Die Tschetschenen geben sich nicht so leicht geschlagen", sagte er am Sonntag in St. Petersburg. Der Guerillakrieg werde sich noch sehr lange hinziehen. Die russische Militärpräsenz in der abtrünnigen Kaukasusrepublik müsse "in Jahrzehnten gemessen werden". Das korrespondiert mit Angaben russischer Militärkreise aus der vergangenen Woche. Denen zufolge sollen sich bis zu 5000 tschetschenische Kämpfer in Dörfern hinter dem Rücken der im Gebirge kämpfenden russischen Truppen befinden. Waffen und Munition seien in geheimen Verstecken eingelagert. Weitere Anschläge sind also nur noch eine Frage der Zeit. Während die Militärführung und auch der amtierende Kreml-Chef Putin, der einen militärischen Erfolg für seine Wahl zum Präsidenten benötigt, sich öffentlich bereits in der Siegerpose gefallen, wird unter der Hand für eine ungewisse Zukunft geplant. Ein System von noch zu errichtenden Festungen, ähnlich dem im 18. und 19. Jahrhundert, soll die aufrührerischen Tschetschenen künftig in Schach halten. Die Einheiten der 42. Gardeinfanteriedivision mit insgesamt 15 000 Mann werden auf Dauer in Tschetschenen kaserniert werden. Hinzu kommen weitere 10 000 Mann Militär und noch einmal die gleiche Zahl an Ordnungskräften wie Miliz oder Geheimdienst. Eine wie immer auch geartete Verhandlungslösung mit den am Konflikt Beteiligten ist in dem Szenario nicht vorgesehen. (c) Die WELT online http://www.welt.de

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