Als Amerikaner hat man es derzeit nicht leicht. Die Hypothek für das Eigenheim lässt sich kaum noch bedienen. Die Hausbank ist verstaatlicht, das Auto aus Detroiter Produktion der letzte Schrott, wie alle Welt weiß, seit General Motors und Ford am Abgrund taumeln. Und dann muss man sich auch noch mit Leuten wie Igor Panarin herumschlagen.  
 
Panarin ist in Russland ein bekannter Mann. Regelmäßig gibt er auf den Kanälen des Staatsfernsehens seine politischen Analysen zum Besten, er war mal Sprecher der russischen Raumfahrtagentur und ist heute Dekan der Diplomatenschule des Moskauer Außenministeriums. Und in dieser Eigenschaft hat er gerade eine Vorlesung gehalten, zu der ausdrücklich auch westliche Journalisten eingeladen waren.  
 
"Was wir gerade sehen", sagte er da, "ist der Kollaps des American Dream." Die Supermacht USA sei am Ende, wirtschaftlich, moralisch, politisch. Unruhen werde es geben, die so verheerend seien, dass sich Präsident Barack Obama noch in diesem Jahr gezwungen sehen werde, das Kriegsrecht zu verhängen. Und in einem weiteren Jahr werde es die USA nicht mehr geben. Weil sie in sechs unabhängige Staaten zerfallen seien. Und Alaska werde wieder russisch. Aus die Maus.  
 
 
Er sage das schon seit einem Jahrzehnt, fuhr er fort, aber "ich war kürzlich dort, und die Zustände sind weit entfernt davon, gut zu sein". Verfall ohne Ende ist dem Moskowiter aufgefallen. Der ganze psychische Druck, der auf der US-Gesellschaft laste und sich entlade - all das könne man ablesen an den vielen Schulmassakern, der hohen Zahl von Inhaftierten und schwulen Männern. Angesichts dessen habe er sich nun festgelegt auf einen konkreten Zeitplan für den Untergang der USA.  
 
Panarin, der Rasputin des 21. Jahrhunderts, spricht sicherlich das aus, wovon Wladimir Putin träumt. Eine russische Besonderheit ist seine apokalyptische Prognose dennoch nicht. Mitte der 90er-Jahre verteilte der US-Geheimdienst CIA - streng vertraulich, selbstverständlich - eine Analyse zur weiteren Entwicklung der Volksrepublik China. Ein Horrorszenario.  
 
Die sozialen Spannungen im Reich der Mitte würden ins Unermessliche steigen, so die Schlapphüte, die reichen Küstenprovinzen sich vom armen Hinterland lösen. China werde anschließend ungefähr so aussehen wie Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts - ein Flickenteppich von Staaten. Und das alles trete ein nach dem Tod des chinesischen Reformers Deng Xiaoping.  
 
Deng starb 1997. China aber geht es heute noch besser als damals. Und Apokalyptiker Panarin war auch mal Geheimdienstanalyst, beim sowjetischen KGB. Es gibt also Hoffnung für Amerika.